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Wie kann Stressprävention am Arbeitsplatz gelingen?

Stressprävention am Arbeitsplatz ist ein Thema, das in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen hat. Immer häufiger beklagen Mitarbeiter: innen die psychosoziale Belastung am Arbeitsplatz. Nicht selten sind psychische Erkrankungen für die Arbeitsunfähigkeit von Mitarbeiter: innen verantwortlich.

Jedoch sind die Gründe für die Erschöpfung am Arbeitsplatz weitaus vielfältiger als zunächst angenommen: Leistungsdruck, Zeitdruck, zu viel Arbeit, Probleme mit Vorgesetzten, Angst vor möglichem Arbeitsplatzverlust, schlechte Bezahlung, Probleme mit Kolleg:innen oder starker Konkurrenzkampf sind laut einer Umfrage von Statista aus dem Jahr 2023 die am häufigsten genannten Gründe für Erschöpfung von Arbeitnehmer: innen. Die Folgen von chronischem Stress können schwerwiegend sein, sowohl für die Gesundheit als auch für die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter:innen. In diesem Blogartikel werden wir uns mit dem Lazarus Modell beschäftigen und untersuchen, wie Stressprävention am Arbeitsplatz aussehen kann. 

Stressmodell nach Lazarus 

Um Stress zu erklären und mit den sogenannten Stressoren (Stressauslösern) besser umgehen zu können, hat der Psychologe Richard Lazarus das transaktionale Stressmodell im Jahre 1986 definiert. Es basiert auf der Annahme, dass Stress als Ergebnis aus der Beziehung zwischen Mensch (Individuum) und Umwelt entsteht. Dabei sind die Stressauslöser nicht allein für die Reaktion verantwortlich, sondern es ist auch ausschlaggebend, wie der Mensch individuell auf den Stressor reagiert und diesen bewertet.  

Das Modell betrachtet daher drei Phasen

Lazarus Modell

1. Primäre Bewertung 

In der ersten Phase bewertet der Mensch den Stressor und entscheidet, ob er die Situation als irrelevant, positiv oder gefährlich einstuft. Während positiver Stress (Eustress) unsere Konzentration und Leistungsfähigkeit steigern kann, löst negativer Stress (Distress) den gegenteiligen Effekt aus. Stuft der Mensch den Auslöser als eine Bedrohung oder eine Herausforderung (hier: negativer Stress) ein, erfolgt die sekundäre Bewertung. 

2. Sekundäre Bewertung 

In der zweiten Phase bewertet der Mensch vor dem Hintergrund seiner Ressourcen (wie z.B. Erfahrung, Methodenwissen oder Einstellung), ob er in der Lage ist, mit dem Stressor umzugehen oder nicht. Geht der Mensch davon aus, dass er mit dem Stressor umgehen kann, sieht er den Auslöser als nicht gefährlich an und kann besonnen reagieren. Nimmt der Mensch den Stressor als bedrohlich war und glaubt er, nicht damit umgehen zu können, weil weder Erfahrung noch Wissen helfen, wird eine Stressreaktion ausgelöst.  

3. Die Stressreaktion 

Ist in der dritten Phase einmal eine Stressreaktion entstanden, gibt es laut Lazarus zwei Methoden, damit umzugehen. Man unterscheidet zwischen den sogenannten Coping-Varianten für den Umgang mit Stressreaktionen: 

  • Problemorientiertes Coping 

Beim problemorientierten Coping stellt der Mensch sich die Frage, wie er das Problem lösen kann oder wie er sich der Situation entziehen kann, um dem Problem nicht mehr zu begegnen. Geht es beispielsweise um den Frust über eine zu geringe finanzielle Wertschätzung für die geleistete Arbeit (Stressor), so sieht das problemorientierte Coping vor, ein Gespräch mit dem Vorgesetzten zu suchen, um eine Gehaltserhöhung als Lösung zu besprechen. 

  • Emotionsorientiertes Coping  

Beim emotionsorientierten Coping fragt sich der Mensch, wie er mit dem Problem umgehen kann. Denn wenn wir einen Weg gefunden haben, mit der Stresssituation umzugehen, kann der Mensch künftig eher sagen, dass eine bislang noch als gefährlich bewertete Situation nun bewältigbar erscheint und nicht mehr als Stressauslöser wahrgenommen wird. In Bezug auf den Frust über das zu geringe Gehalt könnte das bedeuten, dass der Betroffene sich bei Kolleg:innen beschwert und somit seine Emotionen über den Stressor reguliert.  

Wie kann das Lazarus-Modell bei der Stressprävention am Arbeitsplatz helfen? 

Insgesamt gibt uns die sekundäre Bewertung also die Möglichkeit, besser mit Stressoren umzugehen und bewusst auf solche zu reagieren. Wir entscheiden also aktiv, ob Stressoren vermieden werden oder wie wir darauf adäquat reagieren. So kann das Modell wertvolle Tipps zur Stressprävention am Arbeitsplatz geben. Denn um Stress zu vermeiden und zu reduzieren, ist es wichtig als Führungskraft, sowohl auf die Stressoren als auch auf die Bewertung durch die Mitarbeiter: innen zu achten. 

Reduzierung der Stressoren 

Die Identifikation und Reduzierung von Stressoren können maßgeblich dazu beitragen, Stress vorzubeugen. Stressoren können zum Beispiel eine hohe Arbeitsbelastung, unklare Arbeitsanweisungen oder Überforderung durch zu viele Anrufe sein. Da die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeiter:innen individuell sind, ist es wichtig, die Arbeitsbedingungen ebenso individuell zu gestalten, um möglichst viele Stressoren auszublenden. So könnte die Führungskraft beispielsweise einen externen Telefonservice beauftragen, um den Mitarbeiter:innen mehr Freiraum einzuräumen und den Stressor der permanenten Erreichbarkeit zu reduzieren.  

Unterstützung und Ressourcen 

Gibt es jedoch Stressoren wie zum Beispiel anstehende Veranstaltungen, die einen höheren Arbeitsaufwand erfordern, und die sich nicht vermeiden lassen, so ist es unabdingbar, dass Mitarbeiter:innen lernen, mit diesen Stressoren umzugehen. Dies kann durch die aktive Auseinandersetzung in Form von Schulungen, Beratungsgesprächen oder einem flexiblen Abbau von Überstunden geschehen.  

Förderung von positiven Bewertungen 

Nicht jeder Stressor muss jedoch von den Mitarbeiter: innen als bedrohlich oder negativ bewertet werden. Denn eine positive Bewertung kann dazu beitragen, dass Stressoren als Herausforderung anstatt als Bedrohung wahrgenommen werden. Die Führungskraft kann unterstützend wirken, in dem sie eine Arbeitsatmosphäre schafft, in der die Mitarbeiter:innen Zusammenarbeit und eine offene Kommunikationskultur erleben. Eine Fehlerkultur, die es ermöglicht, dass Mitarbeiter: innen Fehler machen dürfen, kann ebenso dazu beitragen, dass Stressoren positiv bewertet werden. Ebenso wichtig sind Anerkennung und Wertschätzung für die geleistete Arbeit.  

Maßnahmen zur Stressreduzierung – 3 Tipps für Unternehmen

Neben der Art der Stressbewältigung gibt es eine Reihe von Maßnahmen, die jedes Unternehmen etablieren kann, um Stress für die Mitarbeiter: innen zu reduzieren.  

  • Pausenkultur etablieren 

Regelmäßige Pause sind für die Gesundheit am Arbeitsplatz unersetzlich. Neben der Einhaltung der gesetzlichen Regelungen zur Pausen- und Arbeitszeitgestaltung helfen ansprechend gestaltete Pausenräume die Aufenthaltsqualität und Aufenthaltsdauer zu erhöhen. Gemeinschaftsräume, in denen Kolleg: innen gemeinsam ihre Pause verbringen oder sich austauschen können, sind ebenso sinnvoll, wie Ruheräume, in denen sich Mitarbeiter: innen zurückziehen können. Daneben sind Angebote für eine bewegte Pause oder die Motivation, Spaziergänge zu machen, ebenso sinnvoll. 

  • Flexible Arbeitszeiten 

Flexible Arbeitszeitmodelle steigern nicht nur die Work-Life-Balance der Mitarbeiter:innen, sondern auch die Attraktivität als Arbeitgeber, denn Arbeitszeitkonten oder der gleitende Beginn von Arbeitsbeginn und Ende ermöglichen Mitarbeitenden, die Arbeitszeit gemäß der eigenen Lebensgestaltung anzupassen. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder die Vereinbarkeit von Beruf und Freizeit sorgen für Stressreduzierung. Zudem kann das Unternehmen feste Regeln für die Arbeitszeit in der Arbeitskultur verankern wie z.B. keine Meetings nach 18h oder keine E-Mails am Wochenende.  

  • Einführung Betriebliches Gesundheitsmanagement 

Die nachhaltigste Methode für ein erfolgreiches Stressmanagement ist jedoch die Einführung und Etablierung des betrieblichen Gesundheitsmanagements. Denn neben der Stressreduzierung durch die oben genannten äußeren Faktoren zählen eine ausgewogene Ernährung, Bewegung und gute Schlafgewohnheiten ebenso zu den Maßnahmen Stress zu reduzieren. Die Berücksichtigung dieser Faktoren führt zu stressresistenteren Mitarbeiter:innen, die Herausforderungen im Joballtag erfolgreicher meistern. Unternehmen können im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements dazu beitragen, Mitarbeiter:innen zu einem gesünderen Lebensstil zu motivieren und über Gesundheitsthemen in Form von strukturierten Angeboten zu informieren. Statt die Umsetzung von Einzelmaßnahmen bietet das betriebliche Gesundheitsmanagement die Chance, nachhaltig und erfolgreich Stressprävention zu betreiben und nachweislich für die Steigerung der Gesundheit am Arbeitsplatz zu sorgen.  

Quellen: